Die Alte Schmelz

Die Alte Schmelz bildet eine Gesamtheit von Siedlung, Werksanlagen und einem ehemaligen Park aus über 285 Jahren Industriegeschichte.

Die Siedlung

Die Siedlung ist die älteste erhaltene Werkssiedlung in Südwestdeutschland. Sie dokumentiert

  • die typische Lage einer frühindustriellen Werkssiedlung: abgesondert vom bereits bestehenden Ort, aber in unmittelbarer Nähe der Arbeitsstätte
  • die Entwicklung des Werkswohnungsbaus von der Zeit um 1800 bis ins 20. Jahrhundert
  • die soziale Abstufung von Bauformen und Wohnverhältnissen mit Arbeiterhäusern und Schlafhaus, Meister- und Angestelltenhäusern, Direktorenvillen und dem „Herrenhaus“ der Unternehmerfamilie Kraemer
  • die räumliche Ausprägung der Werkshierarchie und ihren Wandel im Laufe der Zeit: die Anordnung des Herrenhauses am Zugang zum Werk und im Blickfeld der Werkssiedlung (Anfang 19. Jh.), die Trennung der Direktorenvillen von der Arbeitersiedlung und ihr „Rückzug“ hinter eine Mauer (Ende 19. Jh.)
  • das typische Wohnumfeld von Arbeitern und gehobenem Bürgertum: die Gärten der Arbeitersiedlung, der Park der Direktoren und der Familie Kraemer
  • die betriebliche Sozialpolitik, an die der ehemalige Hüttenkonsum erinnert, ergänzt durch das Hüttenspital in der Innenstadt


Das Werksgelände

  • enthält mit der Möllerhalle von 1750 das älteste Industriedenkmal des Saarlandes
  • umfasst etwa 20 weitere Industriedenkmäler, überwiegend aus der Ausbauphase des Eisenwerks zwischen 1907 und 1913. Darunter befinden sich herausragende Einzeldenkmäler wie die Mechanische Werkstatt und die Elektrische Zentrale (später Walzendreherei). Die ausgedehnte Einfassungsmauer, die zugleich die Außenwand einiger
    Werkshallen bildet, prägt das Straßenbild und verdeutlicht die Absonderung des Hüttenwerks von seinem städtischen Umfeld.
    (zur Entwicklung des Werkes im Laufe der Zeit anhand von Plänen siehe hier  (Auszug aus: „Eisenwerk St. Ingbert 1733-1913“. s.a. Literatur))

Der ehemalige Park der Unternehmerfamilie Kraemer

  • stellt ein frühes Beispiel für einen Landschaftsgarten des Bürgertums dar und verfügt im räumlichen Zusammenhang mit der Arbeitersiedlung über eine hohe sozialgeschichtliche Aussagekraft.

Lösungen und Aufgaben

  • Die Bildung der Wohnungsgenossenschaft Alte Schmelz ermöglichte eine denkmalgerechte Sanierung der Siedlung unter Beteiligung der Bewohner. Damit wurde für die Anfang der neunziger Jahren vom Abriss bedrohte Werkssiedlung eine vorbildliche Lösung gefunden.
  • Demgegenüber zeichnet sich für den Werksbereich noch keine Perspektive ab. Hier sind verschiedene Eigentümer betroffen, eine Planung, die Denkmalschutz, gewerbliche und kulturelle Neunutzung und die Anliegen der Bewohner der benachbarten Siedlung miteinander in Einklang bringt, fehlt.

Die Initiative

  • Die Initiative Alte Schmelz St. Ingbert e.V. (IAS-igb) hat es sich zum Ziel gesetzt, das faszinierende Gelände und die historischen Gebäude des Denkmalensembles Alte Schmelz zukunftsorientiert wieder mit Leben zu füllen.
  • Einen Schwerpunkt liegt dabei auf der Arbeit mit Jugendlichen. Sie sollen an den Denkmalschutzgedanken heranzuführen werden. Jugendgemäße Erfahrungen und Erlebnisse stehen dabei im Mittelpunkt. Die Geschichte der Industriekultur soll lebendig erfahrbar gemacht werden, wie sie die Stadt und ihr regionales Umfeld geprägt hat. Vielfach hat sie vor der eigenen Haustür und in vielen Familien über mehrere Generationen ihre Spuren hinterlassen.

Das Projekt

  • Die „Initiative Alte Schmelz St. Ingbert e.V.“ begreift die Siedlung und die Industriedenkmäler des Werksbereichs als Einheit. Zur Zeit werden die Voraussetzungen für ein Besichtigungs- und Informationsangebot geschaffen.
  • Bereits erschienen ist eine Broschüre mit Rundwegbeschreibung und Hintergrundinformationen für Besucher/innen.
  • Ein Besucherzentrum im ehemaligen Konsumgebäude mit einer Dauerausstellung zur Geschichte von Werk und Siedlung sowie einem Angebot von regelmäßige Führungen und Veranstaltungen sind in der Planung und werden jeweils aktualisiert.
  • Die weitere touristische Erschließung soll einen Ausbau des Informations- und Unterhaltungsangebotes durch Wechselausstellungen, die Erweiterung des Museumsbereichs, Tagungen und Kulturveranstaltungen beinhalten.