Innenraumluftqualität – warum, was und wie?

am Di, 15.06.2021 ab 19:30 Uhr

Der Zutritt erfolgt ausnahmsweise nur online unter diesem Link: Wissenschaftsforum Zugang

(falls auch in Präsenz möglich, wird es noch bekannt gegeben)

Koordination: Prof a. D. Dr. – Ing. Horst Altgeld | Kontakt: horst.altgeld@mintcampus.de

Referent: Prof. Dr. Andreas Schütze,
Universität des Saarlandes, Fachrichtung Systems Engineering, Lehrstuhl für Messtechnik

Die Luftqualität ist eine der größten Belastungen für unsere Gesundheit. Laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) sterben jährlich mehr als 400.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung.
Während die Außenluft durch Feinstaub- und NOx-Debatte viel Beachtung findet, spielt die Innenraumluftqualität meist eine untergeordnete Rolle, obwohl sie nach Berechnungen des EU-Projekts Healthvent etwa gleich hoch zur sog. burden of disease beiträgt. Das liegt zum einen daran, dass wir uns über 80% der Zeit in Innenräumen aufhalten, aber auch an der zunehmenden Isolierung und Dämmung der Gebäude, um die Energiekosten zu senken. Einige Schadstoffe erreichen daher in Innenräumen deutlich höhere Konzentrationen als außen.

Der Vortrag diskutiert relevante Schadstoffe in Innenräumen und Möglichkeiten zu
deren Erfassung mit kostengünstigen Sensoren. Neben den weit verbreiteten CO2-
Ampeln wird hierbei speziell die Erfassung von organischen Verbindungen, sog.
VOC (volatile organic compounds), in den Fokus genommen. Diese verursachen
Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie reduzierte kognitive Leistungsfähigkeit und
tragen langfristig zu kardiovaskulären Erkrankungen, Allergien, Asthma sowie
Krebs bei. Ziel der aktuellen Forschung am Lehrstuhl für Messtechnik sind daher
ubiquitäre Sensorsysteme zur Erfassung der Innenraumluftqualität. Zudem wurde
vor kurzem ein Projekt abgeschlossen, das Schülerinnen und Schüler mit der
Funktion dieser Sensoren vertraut macht und zu eigenen Umweltstudien anregt.

Andreas Schütze studierte an der RWTH Aachen Physik und promovierte an der
Justus-Liebig-Universität Gießen im Bereich Angewandte Physik zum Thema
Luftqualitätssensoren für Pkw. Im Anschluss an seine teils in der Industrie
angefertigte Promotion war er mehrere Jahre in Berlin beim VDI/VDE-IT tätig,
primär im Bereich Projektträgerschaft Mikrosystemtechnik des BMBF. 1998 wurde
er auf eine Professur für Sensorik und Mikrosystemtechnik an der FH Niederrhein in
Krefeld berufen, im April 2000 übernahm er den Lehrstuhl für Messtechnik (LMT) an
der Universität des Saarlandes.

Seine Forschungsgebiete liegen in der Gasmesstechnik für unterschiedliche
Themenfelder – neben Innenraumluftqualität auch Bewertung von Lebensmitteln,
Geruchsbewertung und Erfassung von Gefahrstoffen – sowie im Bereich der
smarten Sensorik speziell für Industrie 4.0. Gemeinsam ist beiden Bereichen die
Nutzung von Methoden des Maschinellen Lernens zur Bewertung komplexer
Sensormuster. Dritter Schwerpunkt des LMT ist die Nachwuchsförderung,
insbesondere über das seit 2006 betriebene Schülerlabor SinnTec.
Andreas Schütze hat mehrere nationale und internationale Verbundprojekte
koordiniert und ist Mitglied in diversen wissenschaftlichen Gremien und
Verbänden. Er ist Vorsitzender des VDE Saar sowie des Fördervereins des
Schülerforschungszentrums Saarlouis.