Referent: Prof. Dr. Dr. Thomas Lengauer
Max-Planck-Institut für Informatik- Bioinformatik und Angewandte Algorithmik
Computer sind aus der medizinischen Forschung schon lange nicht mehr wegzudenken.
Mit Hilfe von Algorithmen lassen sich typische Muster krankhafter zellulärer Veränderungen erkennen und auswerten, was neue Diagnostika, Medikamente und
Therapiekonzepte ermöglicht. Computermodellierung auf der Basis zellweit erhobener
Daten ermöglicht einen Einblick in zelluläres Geschehen. Der Einsatz von Computern
begleitet eine fundamentale Transformation der Lebenswissenschaften weg
von der Analyse eng umgrenzter Teilsysteme und hin zur Betrachtung komplexer
Gesamtsysteme wie etwa ganzer Zellen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die
biologischen und medizinischen Probleme, die heute mit Computeranalysen angegangen
werden und führt in die hierbei verwendeten bioinformatischen Methoden
ein. Er zeigt Erfolge auf, stellt aber auch die Grenzen der Bioinformatik vor.
Thomas Lengauer studierte bis 1975 an der Freien Universität Berlin Mathematik
und wurde schon im darauffolgenden Jahr zum Dr. rer. nat. promoviert. Daran
schlossen sich fünfeinhalb Jahre Aufenthalt in den USA an. An der Universität Stanford
absolvierte er ein Informatikstudium, wo er 1977 den Master of Science in Informatik
erhielt und 1979 eine zweite Promotion in Informatik erlangte. Danach forschte
von 1979 bis 1981 bei den Bell Laboratorien in New Jersey.
Im Jahr 1981 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Universität des
Saarlandes, wo er 1984 habilitierte. Noch im gleichen Jahr wurde er als Professor an
die Universität Paderborn berufen. Von 1992 bis 2001 war er Direktor des Instituts für
Algorithmisches und Wissenschaftliches Rechnen am GMD – Forschungszentrum
Informationstechnik in Sankt Augustin bei Bonn sowie Professor an der Universität
Bonn.
Thomas Lengauer ist seit 2001 Direktor der Abteilung „Bioinformatik und Angewandte
Algorithmik“ des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken und wissenschaftliches
Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Er wurde zum Honorarprofessor
der Universität des Saarlandes (2001) und der Universität Bonn (2003) ernannt.
Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien:
Seit 2003 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Seit 2007 Mitglied von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
seit 2010 Mitglied der Academia Europaea
seit 2015 Präsidiumsmitglied der Leopoldina
seit 2017 designierter Präsident der International Society for Computational Biology
(ISCB).
Wissenschaftliche Auszeichnungen:
2003 Konrad Zuse Medaille der Gesellschaft für Informatik
2003 Karl-Heinz Beckurts Preis
2010 AIDS Forschungspreis der Heinz-Ansmann Stiftung
2015 Hector Wissenschaftspreis
2015 Fellow der International Society for Computational Biology
Koordination: Prof. a.D. Dr.-Ing. Horst Altgeld
Kontakt e-mail: horst.altgeld@mintcampus.de